Indikatorfunktion der Vegetation für den Grundwasserstand
Die Ausprägung der Vegetation von Feuchtgebieten ist sowohl von diversen Standortfaktoren als auch von der Nutzung abhängig. Entscheidenden Einfluss haben unter den Standortfaktoren in erster Linie die feuchtebestimmenden und bodenchemischen Parameter.
Die Kartierung im Feld und über Luft- und Satellitenbilder erlaubt eine flächige Erfassung der Vegetation. Potenzielle Indikationen von Standorteigenschaften können somit gut auf eine größere Fläche projiziert werden, sofern eine enge Beziehung zwischen Vegetationszusammensetzung und Standorteigenschaften nachgewiesen werden konnte. Dies stellt einen großen Vorteil der Bioindikation dar. Ein Beispiel dafür sind die TreibhausGas-Emissions-Standort-Typen (GEST-Modell; [1]) für die flächige Abschätzung von THG-Emissionen. Versuche, beispielsweise Zeigerwerte nach Ellenberg [2] konkreten Wasserständen zuzuordnen, erweisen sich als schwierig und scheinen am besten innerhalb einzelner Vegetationstypen zu funktionieren [3]. Hier erfolgt eine ausführliche Diskussion der Möglichkeiten und Grenzen der Bioindikation auf Basis der Auswertung eines neuen umfangreichen Datensatzes [PDF].
Die Indikationsschärfe der Vegetation für Wasserstände muss sehr differenziert und im direkten Zusammenhang mit beobachteten Spannweiten (statistische Streuung) und/oder der genauen Datengrundlage betrachtet werden. Regional und/oder innerhalb ähnlicher hydrogenetischer Moortypen lässt sich häufig gut die Verschiebung von Artengruppen entlang eines Feuchtegradienten beobachten. Dies erlaubt jedoch noch keine belastbaren Aussagen über die Indikatorschärfe für eine überregionale Anwendung auf andere Moorgebiete. So gibt es trotz der bestehenden relativ umfangreichen Studien (z.B. [4]) keine systematische überregionale Evaluierung der Vorhersagegenauigkeit vorgeschlagener Vegetationsklassen oder Vegetationsformen für den Wasserstand.
Qualitativ lässt sich aufgrund unserer [PDF] und vorhergehender Studien [3, 4, 5] schließen, dass bei flurnahen Wasserständen ein direkterer Zusammenhang zwischen Vegetation und Grundwasserflurabstand vorliegt als bei flurferneren Wasserständen. Die Bioindikation der Vegetation für Wasserstände wird mit abnehmendem Wasserstand durch den Einfluss weiterer Faktoren (z.B. hydraulische und chemische Eigenschaften des Bodens) jedoch kontinuierlich unschärfer. Meist ist die Datengrundlage zu schlecht, um belastbare Spannweiten der auftretenden langjährigen Mittelwasserstände standortübergreifend für alle gewünschten Vegetationseinheiten abzuleiten. Belastbare Spannweiten einer Vegetationsindikation lassen sich nur abschätzen, wenn moorgebietsübergreifend Wasserstandsdaten vorliegen. Die gleiche Vorsicht ist bei der Zuordnung von THG-Emissionen zu Vegetationstypen [1] angebracht. Die Varianz, die an nur einem einzelnen Standort beobachtet wird, darf nicht als belastbare moorgebietsübergreifende Varianz verwendet werden.
[1] Couwenberg, J., Thiele, A., Tanneberger, F., Augustin, J., Bärisch, S., Dubovik, D., Liashchynskaya, N., Michaelis, D., Minke, M., Skuratovich, A. & Joosten, H. (2011): Assessing greenhouse gas emissions from peatlands using vegetation as a proxy. Hydrobiologia 674: 67-89. [link]
[2] Ellenberg. H., Weber, H.E., Düll, E., Wirth, V. & Werner, W. (1992): Zeigerwerte von Pflanzen in Mitteleuropa. Scripta Geobotanica, 18: 1–258.
[3] Wamelink, G.W.W., Joosten, V.; van Dobben, H.F. & Berendse, F. (2002): Validity of Ellenberg indicator values judged from physico-chemical field measurements. Journal of Vegetation Science 13: 269-278. [link]
[4] Koska, I. (2007): Weiterentwicklung des Vegetationsformenkonzeptes. Ausbau einer Methode für die vegetationskundliche und bioindikative Landschaftsanalyse, dargestellt am Beispiel der Feuchtgebietsvegetation Nordostdeutschlands. Dissertation EMAU Greifswald, Greifswald.
[5] DVWK (1996): Klassifikation überwiegend grundwasserbeeinflusster Vegetationstypen. DVWK-Schriften 112, Bonn.